Glücklichsein lässt sich lernen

VDK BAYERN

Eine unrealistische Behauptung? Oder ist doch was dran? Lesen Sie, was die Autorin Annette Liebmann vom VdK Bayern dazu geschrieben hat – ein paar wenige Minuten, die sich lohnen könnten …

Hilfreich sind eine positive Grundeinstellung und die Fähigkeit, in schwierigen Situationen das Gute zu erkennen

Ist das Glas noch halb voll oder schon halb leer? Wer häufig das Negative sieht, tut sich schwer, die guten Seiten zu erkennen. Dabei hat es jeder Mensch selbst in der Hand, wie er Ereignisse und Dinge wahrnimmt.

Zu einem glücklichen Leben gehört, mehr positive als negative Gefühle zu erleben. Das ist gar nicht so einfach, denn die meisten Menschen nehmen schlechte Ereignisse stärker wahr als gute. In früheren Zeiten, als die Menschheit noch ums Überleben kämpfen musste, hatte das biologisch durchaus seinen Sinn. Doch es ist heutzutage nicht mehr notwendig.

Die gute Nachricht: Glücklichsein und Zufriedenheit lassen sich lernen. Dazu bedarf es jedoch Geduld, denn es findet ein tiefgreifender Perspektivenwechsel statt – hin zu einer positiven Grundeinstellung und der Fähigkeit, selbst an schwierigen Situationen noch etwas Gutes erkennen zu können. Das Schlüsselwort für mehr Glück heißt Dankbarkeit. Im Mittelpunkt eines solchen Denkens steht nicht, was einem fehlt oder missfällt, sondern das Schöne und Positive, das man erleben durfte und darf.

Dankbar sein

Um die Sichtweise zu ändern, empfehlen Glücksforscher, ein Dankbarkeitstagebuch zu führen. Darin trägt man zwei- bis dreimal pro Woche seine positiven Erlebnisse ein. Bereits nach einigen Monaten sollte es gelingen, die Ereignisse in einem anderen Licht zu sehen. Und wenn man mal einen schlechten Tag erwischt hat, lassen sich mithilfe des Tagebuchs glückliche Momente und positive Emotionen wieder ins Gedächtnis rufen.

Ein weiterer Baustein zur Zufriedenheit sind soziale Kontakte. Gute Beziehungen und Freundschaften sind nicht selbstverständlich. Wer nahestehenden Personen Dankbarkeit und Wertschätzung entgegenbringt, tut nicht nur ihnen etwas Gutes, sondern auch sich selbst. Wichtig ist es, aktiv zu bleiben und Kontakte zu pflegen.

Auch soziales Engagement, etwa in einem Ehrenamt, ist eine gute Quelle für Glück. Andere zu unterstützen, steigert das Selbstwertgefühl, schafft Verbundenheit zu den Mitmenschen und bringt Anerkennung. Die positive Wirkung des Helfens ist sogar körperlich spürbar: Die Stresshormone sinken und Glückshormone werden freigesetzt. Ein positiver Blick auf das Leben verbessert nicht nur die Lebensqualität, sondern insgesamt die Lebensdauer: Zufriedene Menschen haben oft ein stärkeres Immunsystem und erkranken seltener an Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Glücksmomente schaffen

Wer seine eigenen Stärken und Vorlieben gut kennt, kann bewusst Glücksmomente schaffen. Aktiv zu bleiben und sich regelmäßig etwas Gutes zu tun, fördert positive Gefühle und gibt Energie und Kraft. Kreative Menschen beispielsweise können Malen, Musizieren oder Basteln in ihren Alltag integrieren. Wer gerne Neues ausprobiert, sollte sich für spannende Erlebnisse Zeit reservieren.

Positives Denken ist aber kein Patentrezept für die Herausforderungen des Alltags. Zum Leben gehören nicht nur Glücksgefühle dazu, sondern auch negative Erlebnisse und Emotionen. Sie sind oft schmerzhaft oder unangenehm. Dennoch ist es wichtig, Situationen, die sich nicht ändern lassen, so anzunehmen, wie sie sind, und alle Emotionen ehrlich zuzulassen.

Jedoch kann es helfen, in Krisenzeiten den Blick bewusst auf das Gute zu richten – und wenn es nur die Erkenntnis ist, künftig etwas besser machen zu wollen. Das gibt einem das Gefühl, selbst etwas bewirken zu können, und trägt nicht zuletzt dazu bei, besser loslassen zu können.

Annette Liebmann/VdK Bayern

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